„Viel Holz Vor der Hütt’n“ oder unser Besuch bei Ilim Timber
Mit einer kleineren Mannschaft haben wir unseren Waldspaziergang unter dem Motto „vom Stamm zum Brett“ mit einem Besuch Ilim Timber fortgesetzen. Erstaunt waren wir bereits bei der Ankunft über die riesigen Hallen, Hunderte von Bretterstapeln und die riesigen 16 Tonnen Gabelstaplern, die über das Betriebsgelände fegten.
Der Werksleiter Herr Haucke Jungjohann zusammen mit seinem Stellvertreter gaben uns eine Einführung in den Aufbau des rein auf die Verarbeitung von Weichhölzer, wie Fichte und Douglasie oder Kiefer ausgerichteten Werkes. Das verarbeitete Holz stammt aus regionalen Wäldern im Umkreis von 150 km. Fichte ist in ausreichenden Mengen vorhanden und stammt aus käferbefallenen Stämmen, Windbruch sowie durch den schweren Schnee bedingte Brüche des letzten Jahres. Die Verwendung der Fichte ist nachhaltig, da derzeit aus dem Wald weniger entnommen wird als nachwächst. Im Werk Frauenwald werden jährlich etwa 1Mio. m3 Fichtenstämme verarbeitet – momentan wird etwas weniger produziert, weil ja bekanntermaßen die Bauindustrie schwächelt.
Interessant war eine zwischen Förster und Holzsäger etwas andere Einstellung zur weiteren Konversion des Waldes in einen Mischwald. Nach Meinung der Sägewerker ist eine gesunde Mischung aus weichen Nadelhölzern und Hartholzbäumen wie der Buche wichtig. Fichte ist ein wichtiges Bauholz – Buche ist in der Bauindustrie technisch nur begrenzt verwendbar.
Der Rundgang begann im riesigen Rundholzlager. Hier wird der Stamm entrindet und 3-dimensional mit Lasern vermessen. Stämme sind natürlich gewachsen, auch mal verdreht, oder mit nicht konstante Dicke und haben natürlich auch verschiede Stammdurchmessern. Die Eigenschaften eines Stämmes werden im Computer mit allen Schnittplänen für die auftragsabhängige, laufende Produktion verglichen. Der Stamm wird mit einer Transportkette auf Sammelstationen für die gleiche Kalibrierung verteilt und von Gabelstaplern oder Greiferbaggern größeren Poltern zugeteilt, wo für die Schnittaufträge geeignete Stämme gesammelt werden. Liegt hier ausreichend Material wird der dazugehörende Auftrag abgearbeitet.
Dann gings ins Sägewerk. Hier werden die Stämme mit gleichen Durchmessern durch Radar auf Metallteile und die genauen Abmessungen nochmals mit Laser gescannt. Der Stamm wird in einem ersten Schritt an vier Seiten zum Vierkant abgeflacht. An den Ecken des Vierkants werden dann ev. Rindenreste rechtwinklig abgefräst. Dadurch können um den Kern herum 4 etwas kleinere Bretter abgesägt werden. Diese flutschen in der Maschine auf ein besonderes Förderband zur Sortierung und Weiterbearbeitung. Der Kern wird dann wie „Brot“ längs und je nach Auftrag in z. B. 4 -5 starke Bohlen aufgeschnitten. In der Sortierung wird jede Bohle händisch vorsortiert, unter Röntgenstrahlen und hellem Licht farblich analysiert und ev. Abfallstücke automatisch abgesägt. Dann werden unter Zwischenlage von Latten etwa 6 Tonnen Bohlen maschinell gestapelt.
Für etwa 60% des Sägegutes geht es in riesigen Trockenkammern, die je ein Volumen von je 200m3 haben – hier wird das Holz bei Saunatemperaturen von 80 grd etwa 4 bis 5 Tage getrocknet und verliert pro m3 etwa 200 ltr. Wasser. Da ja beim Trocknen Verzug entsteht wird diese Ware nach dem Trocknen gehobelt und nachsortiert. Die Ware wird versandfertig gemacht und mit LKW und Schiene über Ilims eigene Gleise nach Kaufering transportiert. Exportiert wird in viel Länder außer Kanada- die haben genug Bauholz.
Bei Ilim Timber wird sehr nachhaltig gearbeitet. Die einlaufenden Stämme werden fast zu 100% in Produkte verarbeitet. Bei 1 Million m3 Holz Produktion braucht Ilim Tmber in 3 Wochen gerade mal 3 große Wannen für Restmüll, Schrott und Plastikplanen. Die geschälte Rinde der Stämme wird im eigenen 20 MW Heizwerk verbrannt, um die riesigen Holztrockenöfen zu beheizen. Ein Teil der Rinde wird gemahlen und für Anwendungen in Garten und Landwirtschaft aufbereitet. Abfallholz gibt es fast nicht. Wenn das Produkt ev. technisch in Ordnung ist, aber durch leichte Verfärbungen und Mängel nicht 100% den Kundenspezifikationen entsprechend, so ist es unverkäuflich und muss leider zu Hackschnitzeln verarbeitet werden. Sägemehl wird an die Pellet Industrie verkauft. Die Hackschnitzel und Hobelspäne gehen nach Thüringen zur Plattenproduktion. Beeindruckend ist die kurze Umrüstzeit der Sägelinie auf ein geändertes Schnittbild. Nach 20 min. laufen Bretter mit anderen Formaten vom Band. Auf den Werksgelände gibt es eine eigene Werkstatt für die großen Gabelstapler und Sonderfahrzeuge, Schlosserei und Elektrowerkstatt. Ilim Timber bildet gleichzeitig immer 6 bis 7 Lehrlinge aus.
Es war für uns ein hochinteressanter Firmenbesuch und wir möchten uns bei Herr Jungjohann für den Vortrag und die eindrucksvolle Führung durch die Anlage recht herzlich bedanken. Vor dem Werkstor mussten wir feststellen, dass wir fast 4 Std. im Werk waren. Aber es war eine total interessante Zeit. Und den Biergarten hinterher mussten wir dann halt einfach ausfallen lassen.